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Die schwäbisch Tafelrunde
1. Neun Schwaben giengen über Land zu
einer Dornenhecken, allda der Jockel stille stand, thät
Abenteuer schmecken.
2. Es schlief ein Has ganz starr im Gras,
die Ohren thät er recken, die Augen auf, als hart wie
Glas, es war ein rechter Schrecken.
3. Hätt jeder ein Gewehr, gewiß
er wöllts fürn andern strecken, so hattens alle neuen
nur ein Spieß, wer darf den Has mit wecken?
4. Drum hieltens einen Kriegesrathall neun
ganz einig schiere, sie wollten thun ein kühne Thatan dem
grausamen Thiere.
5. All neun an ihren
Schwabenspießstehn männlich hint'r einander:
‚Du Jockel, bist der vorderst gwiß!'Sprach einer zu
dem andern.
6. "Du Ragenohr, geh du voran!"
Der vorderst thät auch sprechen: "Ich muß
dahinten vorne stan, ich schieb, du mußt nur
stechen."
7. Der vorderst sprach: "Wärst
du vorn dran, Du sprächst nit, mein Geselle, du Ragenohr,
geh du voran! Hier ist ein harte Stelle."
8. Der Has erwacht ob ihrem Streit, gieng
in den Wald hin schweifen; der schwäbisch Bund thät
als ein Beutdes Hasen Panner greifen.
9. Sie wollten auch den Feind zur Flucht
ein goldne Brücke schlagen, und han da lang ein Fluß
gesucht, und kunnten kein erfragen.
10. Da stand ihn' auch ein See im Weg, der
bracht ihn' groß Sorgen, weil in dem Gras, nit weit vom
Steg, ein Frosch saß unverborgen.
11. Der immerdar geschrien hat mit der
quarterten Stimme: Wadwad, wadwad, wadwad, wadwad! Da giengs
dem Ragenohr schlimme.
12. Glaubt, daß der Spiritus ihm
rief Wadwad! er könnt durchwaden, da thät er in dem
Wasser tief ersaufen ohn zu baden.
13. Sein Schaubhut auf dem Wasser
schwamm,Da lobten ihn die andern: "Seht bis an Hut, der
gut Landsmann, durchs Wasser thut er wandern!"
14. Der Frosch schrie wieder: Wadwad wad,
der Jockel sprach: "Uns allen der Landsmann ruft auf
seinem Pfad, wir sollen nicht lang kallen.
15. Wir sollen wahrlich jetzt vielmeh
Alsbald ohn Kriegesrathewol alle springen in den See, weil wir
noch sehn dn Pfade."
16. So richt' ein Frosch neun Schwaben
hin, die schier besiegt ein' Hasen; Drum hassen Schwaben
immerhin die Frösch und auch die Hasen.
EB I - 142a, S. 473f.
Nicht betteln, nicht bitten!
Volksweise
1. Nicht betteln, nicht bitten! Nur mutig
gestritten! Nie kämpft es sich schlecht :,: für
Freiheit und Recht. :,:
2. Und nimmer verzaget! Von neuem gewaget!
Und mutig voran! :,: So zeigt sich der Mann. :,:
3. Wir wollen belachen die Feigen und
Schwachen. Wer steht wie ein Held, :,: dem bleibet das Feld :,:
4. Einst wird es sich wenden, einst
muß es sich enden zu unserem Glück :,: Drum nimmer
zurück! :,:
Hoffmann von Fallersleben, 1798 - 1874
Eyn Nidersechsysches Lyed
1. Nun laet uns singen dat Abendlyd / Dann
wj mötet gahn :,:
Dat Kennenken myt dem Wyne / Dat loaten wj
stahn :,:
2. Dat Kennken myt dem Wyne, / dat moet
getruncken syen :,:
Also moet al dat Abendlyd / Gesungen syen.
:,:
3. Wol vnderm Tannenbawme, / Alda yck lag :
,:
Inn meyn feyns Lybckens armen, / Dje lyebe
lange Nacht. :,:
4. Die Bläer von den Bewmen / Dje
fall n up my :,:
Dat my meyn Schatz verlaten hett, / Dat
fröet my
5. Da my myn Schatz verlaten hett, / Dat
kommt also :,:
Sey doacht sych to verbetern, / Vund
betrog syck damoe :,:
6. Deß abends wenn er late* is
/ Stund hey wol vor der Tuer :,:
Mit synem blancken Schwerde / Stund he
davoer :,:
7. Myt synem blancken Schwerde /
Glüyck as een Held :,:
Mit em wyll yck et wagen, / Nun's wyede
wyede Felde. :,:
8. Mit em wyll yck et wagen, / To Waater
en to Land :,:
Dat my man Schatz verlaten hett', / Dat
glevt my keene Schand. :,:
Friedrich Nicolai, Eyn feyner kleyner
almanach, Berlin 1778, 2. Jahrgang, S. 113ff., Nr. 25:
De Leveste, den ik han
Nu lave, Hertken, lave,
du scholt nich sore stan!
Ik wil di noch dallink bringen
den Levesten, den ik han.
Heft dar we sin Lef vorlaren,
so han ik jo dat min.
Ik wil gan to dem Garen
und breken ein Krenselin.
2. Ein Krenselin van Rosen
is gut to brekende,
ein Lef van steden Sinne
is hoch to drepende.
Ein Krenselin van Dornen
is scharp to dregende,
Rosen manket den Lilien
sin gut to brekende.
3. To mines Leves Föten
dar stan twe Bömelin,
de eine de dricht Muschaten,
de ander Negelkin.
Muschaten de sint söte,
de Negelkin de sin gud,
wan ik der mach smecken,
so drage ik einen frisken Mot.
4. To mines Leves Höveden
dar steit ein Lilienblatt,
dat löpt van Fröuden umme
so alse ein Mölenrad.
To mines Leves Siden,
dar stat ein gülden Schrin,
dar inne is beslaten
dat milde Hertken sin.
laven - glauben, vertrauen
sore - trocken, dürr, d.h. hier: ohne
Freude, traurig
dalling - heute
to brekende - zu brechen -
hoch to drepende - schwer zu finden
dricht - trägt
Muschaten - Muskatnuß
Negelkin - Gewürznelke
Hövet - Haupt
T: Ebstorfer Liederhandschr.: Ausg.
Schröder Nr. 5. Vgl. Alpers, Volkslieder Nr. 88
Canticum aliud
1. Nu wol hen , lat ruschen,
men sut wol wo id gheyt.
Ik hadden leueken vterkoren etc.
Quelle: Rostocker Liederbuch,
Ranke/Müller-Blattau, Leipzig 1987, Nr. 47, S. 267
Lieb Heimatland ade
1. Nun ade, du mein lieb Heimatland, lieb
Heimatland ade! Es geht jetzt fort zum fremden Strand, lieb
Heimatland ade! Und so sing ich denn mit frohem Mut, wie man
singet wenn man wandern tut, lieb Heimatland ade!
2. Wie du lachst mit deines Himmels Blau,
lieb Heimatland, ade! Wie du grüßest mich mit Feld
und Au', lieb Heimatland, ade! Gott weiß, zu dir steht
stets mein Sinn, doch jetzt zur Ferne muß ich hin, lieb
Heimatland, ade!
3. Nun ade auch du mein Dörflein
traut! W. m. a. Gott behüte dich du liebe Braut! W. m. a.
Wenn ich wiederum komm', kehr ich bei dir ein, da wollen wir
beisammen sein. W. m. a.
3. Begleitest mich, du lieber Fluß,
lieb Heimatland, ade! Bist traurig, daß ich wandern
muß; lieb Heimatland, ade! Vom mos'gen Stein, vom
wald'gen Tal, da grüß ich dich zum letztenmal: lieb
Heimatland, ade!
August Disselhoff 1848/51
Der Strike.
Mel.: Wohlauf, ihr Brüder, und seid
stark etc.
1. Nun Brüder, stehet wie ein Mann,
Die ernste Stunde kam, Nun richtet vorwärts
kühn den Blick, Nur Memmen kehren feig zurück,
Verächtlich, ohne Scham.
2. Es war kein böser Frevelmuth, Der
in den Streit uns rief, Weiß Gott, es that's die bitt're
Noth: Verkümmern will man uns das Brod, Das
Brüder, kränkt uns tief!
3. Und wär' es nur das Brod allein,
Das trüge man zur Noth, Doch unsrer Ehre helles
Schild Soll sinken tief in Nacht gehüllt: Wer
fügt sich dem Gebot?
4. Seht Eure Brüder, grau von Haar,
Gebrechlich ward ihr Leib, Alt wurden sie in Druck und
qual, Sie aber halten allzumal Zu uns, trotz Kind und
Weib.
5. Die ihr im frischen Jugendschmuck
Der Einheit Banner stützt, Glück auf! die Palme
muß uns blüh'n, Die düstern Wolken werden
flieh'n Obgleich es jetzt noch blitzt.
6. Das ganze Deutschland blickt auf uns!
Wenn wir zu Grunde geh'n, Dann Glück und Ehre gute
Nacht! Wir haben's selbst dahingebracht Und uns ist recht
gescheh'n.
F.
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