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Z e i t s c h r i f t   f ü r   M u s i k -   u n d   S o z i a l g e s c h i c h t e  (ZMUSO)
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Die Liedertexte

Arbeiter-Feldgeschrei
Arbeiterinnenlied
Arbeiter-Reveille
Bet’ und arbeit’ ruft die Welt
Brüder, seht die rote Fahne
Brüder, zur Sonne, zur Freiheit
Bürgerlied (Ob wir rote, gelbe Kragen)
Dem Morgenrot entgegen
Die Gedanken sind frei
Ein Sohn des Volkes
Feindliche Stürme (Warschawjanka)
Hohenbuchenlied
Holsteinlied
Ich bin Soldat
In Kümmernis und Dunkelheit
In Nacht und Not und Grauen
Internationale
Jungvolk, Kameraden
Köhlbrandlied
Lied der Moorsoldaten
Lied von Robert Blum
Schon dämmert in der Ferne
Seh ich rote Fahnen wehen
Sozialistenmarsch
Takt, Takt, auf Takt habt acht
Tord Foleson
Tritt ein zum Kampf
Trotz alledem
Unsterbliche Opfer
Wann wir schreiten Seit’ an Seit’
Wer schafft das Gold zu Tage
Wir kommen aus der dumpfen Stadt
Wir sind das Bauvolk
Wohlan, wer Recht und Wahrheit …



Rezensionen


Herbert Fuchs, Wohlan, wer Recht und Wahrheit achtet …, Hamburg 2006 DIN A4, 64 S.

Das vorliegende 64 Seiten starke Liederbuch im DIN A4 Format enthält 34 Lieder der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung bzw. solcher, der sie sich verpflichtet fühlt. Entstanden ist das Liederbuch aus der Praxis einer Gruppe ehemaliger Hamburger Falken und wird von denen eigentlich nur als Begleitheft zu einer CD verstanden. Zuvor hatten die 35 Sängerinnen und Sänger bereits halbprofessionell drei CDs mit „Falkenliedern“ aufgenommen. Doch besonders die „Kampflieder“ der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung sollten „vor dem Vergessen“ bewahrt werden. Und so verstehen sie ihre CD auch als eine „Archivplatte“, da den Sängerinnen und Sängern bewusst ist, „dass diese Lieder nicht wieder neu erstehen können und jetzt Geschichte sind“. Die Autoren legen besonderen Wert darauf, dass es sich bei der vorliegenden Liedsammlung um eine „sozialdemokratische“ handelt und betonen die Unterschiede zur KPD Weimars, der DKP Westdeutschlands und der SED in Gestalt der DDR-Forschung.

Das Liederbuch/Heft beginnt mit einem historischen Abriss über „die Lieder der Abeiterbewegung“, die Schwierigkeiten der Tradierung und der neuerlichen Suche nach Ihren Ursprüngen und ihrer Geschichte. Den Liedern vorangestellt ist noch ein „Zeitleiste zur Entstehung der Lieder“, in der leider die Marseillaise vergessen wurde, die doch für die Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts so bedeutsam gewesen war.

Den „vollständigen“ Liedertexten wurden gleich mehrere Register angehängt. Es beginnt mit „Erinnerungen und Gefühle beim Singen“ einiger spezieller Lieder, denen die Textdichter und Komponisten folgen. Die nächste Rubrik beinhaltet eine „Beschreibung der Geschichte der Lieder, ihrer Herkunft, die ursprünglichen Texte und die Veränderungen, die sie oft erfahren haben“. Die Reihenfolge der Lieder ist leider nicht alphabetisch und nach Titeln, nicht nach der Anfangszeile sortiert, was ein Arbeiten zusätzlich erschwert. Des weiteren folgen „Sacherklärungen“ zu Personen und Ereignissen und eine Literaturliste.

Heft und CD sind in den Farben Schwarz-Rot-Gold gehalten. Das ansprechend gestaltete Heft dokumentiert darüber hinaus die Titelseiten historischer Liederbücher, Plaketten sozialdemokratischer Organisationen, Plakate zu Jugendtagen und die Wiedergabe einiger historischer Abbildungen.

Meine Kritik möchte ich mit den Dingen beginnen, die mir nicht so gut gefallen. An erster Stelle steht natürlich das Fehlen von Noten, die für mich unbedingt bei einem Liederbuch dazu gehören - auch wenn die Lieder auf der CD zu hören sind. Dann ist mir das Heft etwas zu sehr durchorganisiert. Im Sinne einer übersichtlichen Information wäre für den Leser ein einziges Register sicherlich überschaubarer und praktischer gewesen.

Sehr Lobenswert ist der Versuch über Textdichter, Komponisten und die Geschichte der Lieder mehr Informationen zu sammeln und zu publizieren - eine möglichst umfangreiche Information  wird ja auch von Tonsplitter bevorzugt, ja gefordert. Herbert Fuchs offenbart mit seinen „Gesinnungsgenossen“ die Schwierigkeit einer derartigen Recherche.

„Es gibt keine zentrale Stelle, in der systematisch die Dichter und Komponisten unserer Lieder erfasst sind. Aus verschiedenen Quellen, Bücher, Manuskripten, Informationen von Archiven und dem Internet wurden die Daten zu diesen Menschen zusammengetragen. Das ‚Archiv der Arbeiterjugendbewegung’ und die ‚Friedrich-Ebert-Stiftung’ haben uns geholfen. In vielen Fällen war das aber nicht mögliche und deshalb stehen hier häufiger die Hinweise, dass es keine genauen Informationen gibt.“

Das Repertoire beginnt, für mich etwas unverständlich, mit „Die Gedanken sind frei“. Und ob „Das Bürgerlied“ in die Reihe sozialdemokratischer Lieder gehört ist zumindest zweifelhaft. Was dann folgt ist eine spannende musikalische Reise durch die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands über rund 100 Jahre (von 1848 bis 1948). Sehr lobenswert auch, dass mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold ein wichtiges Kapitel der Weimarer Zeit nicht verschwiegen wurde. Die „Kampf und Schutztruppe“ war 1924 von der SPD dem Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) gegründet worden, um die Republik zu verteidigen. Ihre „Hymne“ entnahmen sie der demokratischen Bewegung um 1848. Ferdinand Freiligrath hatte den Text „In Kümmernis und Dunkelheit“ in Anbetracht der Situation im März 1848 geschrieben, dem sich die sozialdemokratischen Frontkämpfer verpflichtet fühlten. Im Reichsbannerliederbuch von 1924 ist es an erster Stelle unter dem Titel „Schwarz-Rot-Gold“ abgedruckt und mit Noten versehen.

Während einige der Lieder sich auch in den letzten Jahrzehnten noch in Liederbüchern befanden, ist ein Großteil nur noch in historischen Exemplaren zu entdecken. Da Lieder von der Kinderrepublik Seekamp oder das „Kölbrandlied“ lediglich in regionalen Studien zu finden sind, ist die Herausgabe des Liederbuches umso verdienstvoller. Sie waren auch sichtlich bemüht, ein Lied zu finden, dass die Situation der Frau, der Arbeiterin behandelt und wurden fündig. Wer sich mit den Liedern jener Phase auskennt, weiß dass das nicht einfach ist.

Die Autoren betonen, dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Sammlung handelt und machen auf die Schwierigkeiten bei der Recherche aufmerksam. Letzteres verbinden sie mit der Bitte, ihnen zu helfen die Lücken zu schließen. Ein Wunsch, den wir hiermit gerne weiter geben und noch um eine eigene Bitte ergänzen wollen. Spannend sind die Geschichten der Lieder, die im Kampf unterschiedlicher Gruppierungen eine Rolle spielten. In erster Linie fällt mir dabei der Kampf zwischen SPD und KPD in der Weimarer Zeit ein, in der Lieder wie „Seh ich rote Fahnen wehen“, „Feindliche Stürme“ (Warschawjanka), natürlich die Internationale oder „Unsterbliche Opfer“ von beiden (oder gar noch anderen) Seiten gesungen wurden.

WH (August 2006)

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