Notensalat mit Geilwurz
Lieder der Küche und
Küchenlieder
Lobeshymnen:
Bereits direkt nach dem Erscheinen kam Lob
aus allen Richtungen. Barbara B.
Neu ist ein großes Lob aus dem
Institut für Musikalische Volkskund der Universität
zu Köln in ihrem Heft „ad marginem 78/79 -
2006/07“ (S. 18f.) von Gisela Probst-Effah:
In den Nummern 76 (2004) und 77 (2005) von
ad marginem wurde bereits auf zwei im Verlag Tonsplitter erschiene
Liederbücher hingewiesen: Lieder
der Straße (2002) und Seemanns Braut is’ die See (2004). Der vorliegende dritte Band der
Liederbuch-Reihe, der 2005 erschien, widmet sich dem
Themenschwerpunkt Küche als Ort leiblicher Genüsse.
Der Liedforscher Werner Hinze, der sich bei der
Buchpräsentation als „leidenschaftlicher Koch“
geoutet hat, profitiert hierbei von den Erfahrungen und
Kenntnissen der Botanikerin Dagmar Wienrich, die
Mitherausgeberin und -bearbeiterin ist.
Nach der Straße hat Hinze in der
Küche ein weiteres Zentrum der menschlichen Begegnung
entdeckt: die Küche, die lange Zeit als
Hauptaufenthaltsraum im Haus diente. hier wurden nicht nur
Nahrung zubereitet, Hausarbeiten erledigt, die Malzeiten
gemeinsam eingenommen, sondern auch Neuigkeiten ausgetauscht:
Sog. „Küchenlieder“, die schaurige,
sensationelle Geschichten von Verbrechen und unglücklicher
Liebe erzählen, zeugen davon. Pflegeleichte
„Einbauküchen“ seit den 1950er Jahren und die
Verlagerung des Wohnungsmittelpunkts in andere (inzwischen
ebenfalls beheizte) Räume haben der Küche ihre
zentrale Stellung längst streitig gemacht, doch lässt
sich ein Gegentrend beobachten zur geräumigen
Wohnküche, in der man sich gern aufhält. Hier - so
die Herausgeber - „kann vielleicht auch der Gesang, sei
es beim Kochen oder nach dem Tafeln, (wieder) seinen Platz
finden, zu dem das vorliegende Liederbuch anregen
möchte“ (S. 6). Der Band enthält bekannte und
unbekanntere, alte und neue Lieder, die nach zwölf
inhaltlichen Kategorien geordnet sind; Lieder, die Speisen und
Zutaten (Gemüse, Obst, Fleisch, Kräuter und
Gewürze), Getränke (Wasser, Bier, Wein, Punsch,
Kaffee) oder Personen (Köche, Kleingärtner, Metzger,
verschiedenartigste Besucher der Küche) zum Thema haben.
Dass die Küche auch ein gruseliger Ort sein kann, zeigen
nicht nur die sensationellen Geschichten, die den
Küchenliedern zugrunde liegen (hier die letzte
Themengruppe), sondern auch Lieder über „Gift“:
Da werden Zyankali, Rattengift und Tabak in einer Rubrik
vereint - wer denkt da nicht an die aktuellen Diskussionen
über die Schädlichkeit des Rauchens? Und das Schlaraffenland, das
in einigen Liedern dargestellt wird, war eher ein jenseitiges
Paradies und entsprach selten der Realität, die von Armut
und Mangel geprägt war: So ist einleuchtend, dass im
Zusammenhang leiblicher Genüsse auch Entbehrung und Hunger
thematisiert werden.
Das auch diesem Liederbuch beigefügte
Lexikon informiert über einzelne Lieder, Liedgenres,
über Kulturgeschichtliches, botanische Details,
Genussmittel etx. Texte und Noten werden ergänzt und
belebt durch vielerlei Illustrationen, darunter zahlreiche
Fotos; einige davon zeigen den Herausgeber Hinze als
„Leierkastenmann“.
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