„Lobhudeleien“ oder „zur
Sau gemacht“
Hinze, Werner: Schalmeienklänge im
Fackelschein. Ein Beitrag zur Kriegskultur der
Zwischenkriegszeit. Mit einem Vorwort von Peter Schleuning.
(Tonsplitter. Archiv für Musik und Sozialgeschichte.
Wissenschaftliche Reihe, Bd. 1). Hamburg: Tonsplitter. Archiv
für Musik und Sozialgeschichte 2002, 505 S.
Holger Böning, Bremen in: Jahrbuch
für Kommunikationsgeschichte, Band 8/206, S. 279
Die nicht nur quellenorientierte, sondern
in seltenem Ausmaß quellengesättigte Studie - eine
Bremer Dissertation - widmet sich am Beispiel des wichtigsten
Musikinstruments der Arbeiterbewegung einem kommunikations- und
musikgeschichtlich wichtigen Kapitel der Weimarer Republik. Im
Mittelpunkt steht in einer chronologischen Darstellung die
Aufführungs- und Musikkultur des kommunistischen Roten
Frontkämpferbundes, analysiert wird der Einsatz der
Schalmei - ein seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts
zunehmend populäres Hupeninstrument - in der Fest- und
Agitationskultur dieses Bundes. Überaus detailliert wird
den Musizier- und Gesangspraktiken in den Jahren bis 1933
nachgegangen, wobei es verdienstvoll ist, dass nicht nur die
entsprechenden zentralen Anweisungen des Bundes ausgewertet
werden, sondern Hinze stets versucht, diese mit der
tatsächlichen Praxis der Arbeitermusik zu kontrastieren.
Dabei kann dann von einer Regionalstudie zur politischen
Alltagskultur gesprochen werden, da der Autor sich auf die
Fest- und Agitationskultur in den Gauen Wasserkante und
Nordwest (Bremen) konzentriert.
Zu den wesentlichen Thesen der Arbeit
gehört die nach der Darstellung kaum von der Hand zu
weisende Feststellung, dass ein prägender Teil der
Musikkultur in den Frontkämpferverbänden sich aus der
Übernahme von Traditionen der kaiserlichen Armee ergab;
Hinze entwickelt somit für die Volksliedforschung die
neuen Begriffe „Frontkämpferlied“ und
„Soldatenkampflied“
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