oder
„zur Sau gemacht“
Es schrieb zu: Werner Hinze,
„Historisch-politische Lieder aus acht
Jahrhunderten“
Hrsg. Landeszentrale für politische
Bildung Schleswig-Holstein, zusammengestellt mit teilw.
übarb. Erläuterungen von Werner Hinze
Kiel: Landeszentrale für politische
Bildung, 2009
336 S., mit zahlr. Noten u. Abb.
ISBN 978-3-936743-08-1
Für nur 2,- € plus versand
erhältlich ist (in kurzer Zeit sind bereits 4.000
Bücher verkauft worden).
Im Internet kann man u.a. die folgende
Beurteilung von G. E. (Name der Redaktion bekannt) finden:
Ich wollte das Buch noch einmal haben.
Viele Freunde von mir wünschen es sich. Es ist einsame
Spitze! Großartig! Phänomenal!
Bitte, bitte Nachschub oder Neuauflage!
Es wird also Zeit, dass der Herausgeber
Dr. Werner Hinze einen Preis dafür bekommt!
Im Folkmagazin 2/2010 war u.a. zu lesen: „Ein
großartiges Buch“
Darüber hinaus können wir im
„Folker“ und im „Köpfchen“ der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck die
Besprechung von Kai Engelke (in beiden Fällen die gleiche)
lesen:
Lieder sind unter Umständen sehr gut
geeignet, historische Ereignisse nicht nur rational, sondern
vor allem auch emotional zu erfassen und zu verstehen. Diesem
Zweck dient der Band Historisch-politische Lieder auch acht
Jahrhunderten in besonderer Weise. Das Buch fußt auf
einer im Jahre 1987 bei der Landeszentrale für politische
Bildung Baden-Württemberg erschienenen Broschüre zum
Thema historisch-politische Lieder, die später von dem
Liedersammler Jochen Wiegand um historische Lieder aus
Schleswig-Holstein und Hamburg ergänzt wurde. Das Ganze
wurde nun von dem Liedforscher Werner Hinze nochmals
ergänzt und gründlich überarbeitet.
Herausgekommen ist ein opulentes Werk, das umfassend Auskunft
gibt zu Liedern vom Mittelalter bis in die Jetztzeit. Die
Herausgeber stellen mehr als einhundert Lieder in Text, Noten,
häufig auch mit Gitarrenharmonien versehen, in ihrem
jeweiligen historischen Kontext vor. Sinnvoll ergänzt
werden die Lieder und Erläuterungen durch zahlreiche
Schwarz-Weiß-Abbildungen.
Der historische Zeitrahmen umfasst
folgende Epochen beziehungsweise Themenbereiche: Mittelalter,
Bauern und Landsknechte, Absolutismus, Französische
Revolution, Befreiungskriege, 1848er-Revolution,
Deutsch-Dänische Kriege, Auswanderung, Industrialisierung,
Wilhelminisches Reich, Weimarer Republik, Das Dritte Reich,
Zwei deutsche Staaten, Soziale Bewegungen, Dänische
Lieder, Norddeutsches Leben und schließlich Hymnen.
Ein Literaturverzeichnis ermöglicht
die Weiterbeschäftigung mit dem Thema. Was eindeutig fehlt
und die Arbeit mit dem Buch erleichtern würde, ist ein
alphabetisches Liederverzeichnis. Erstaunlich niedrig ist der
Anschaffungspreis von lediglich zwei Euro plus Porto. Für
jeden an Liedern interessierten Zeitgenossen also unbedingt
eine empfehlenswerte Investition.
Kai Engelke
FolkWorld Ausgabe 42 07/2010;
Buchrezensionen von Walkin' T:-)M
Die Historisch-politischen Lieder aus acht
Jahrhunderten sind sowohl für den politischen wie für
den musikalischen Unterricht geeignet. Es wurden Lieder
zusammengetragen, die eine historisch bedeutsame Situation im
Kern erfassen und erhellen helfen und in der Tat mehr von
Volkes Meinung und vom Leben der Namenlosen als manche
Textquelle vermitteln.
Diese Neuauflage baut auf einem Heft der
Landeszentrale für politische Bildung
Baden-Württemberg aus dem Jahre 1987 auf, wurde in einem
zweiten Schritt von Jochen Wiegandt (Mitbegründer von
Liederjan) mit Liedern aus Nordeutschland ergänzt und
jetzt von Werner Hinze für die Landeszentrale für
politische Bildung Schleswig-Holstein überarbeitet.
Deshalb finden sich nun auch Kapitel wie
"Deutsch-Dänische Kriege", "Dänische
Lieder" (1865 untersagte eine Verordnung im Herzogtum
Schleswig das Absingen von dänischen Liedern mit
beleidigendem oder aufhetzendem Inhalt in nationaler Hinsicht)
und "Norddeutsches Leben". So heisst es in
"Under Tagdryppet" aus den 1890er-Jahren (in
Übersetzung):
Der Sönderjüte hat
merkwürdige Gewohnheiten
Er ist steif, er ist stur wie ein Hund
Und vergeblich der 'sittliche' Germane
Setzt ein Schloss vor seinen
urdänischen Mund
Deutsch lernen will er nicht, und er macht
'viel Geschrei', wenn ein
Deutscher ihm auf den richtigen Weg helfen
will
Die Flagge schwarz, rot und weuß
sollst du häufig hissen
Denk dir das Schwarz nur weg und es ist
deine
Singt bloß "Schlesiwg-Holstein
meerumschlungen"
Gebraucht als Wahlspruch das bescheidene
"Gott mit uns!"
"Hoch der Kaiser" lasset
über Eure Zunge rollen
Leer für Bismarck euren Becher bis
auf den Grund
Und schnell wird der deutsche Gendarm mit
seinem kräftigen Arm
Euch an seine zünftige Brust
drücken
Die Liedauswahl - mit Notensatz und
Erläuterungen wird jedes Thema angekratzt - beginnt jedoch
im Mittelalter: Walther von der Vogelweides
"Palästinalied" macht den Anfang (#36), gefolgt
vom "Bauernlied" aus dem 15. Jahrhundert mit den
bekannten Zeilen: Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da
der Edelmann?
Es findet sich gleich auch ein kleiner
(Druck)Fehler: das "Ritterlied" Oswalds von
Wolkenstein, das die Schlacht um die Burg Greifenstein im Jahre
1417 zum Thema hat, wird Walther von der Vogelweide zugeordnet.
Das Liederbuch enthält nicht nur die
üblichen Verdächtigen: "Sag mir, wo die Blumen
sind", "Lili Marleen", die "Wacht am
Rhein", "Die Gedanken sind frei", oder das
"Weberlied" aus dem schlesischen Weberaufstand von
1844 (FW Fiction). Wer hat denn schon von den
Arbeitsbedingungen bei der Eindeichung des nordfriesischen
Sönke-Nissen-Kooges in den 1920ern sagen und singen
gehört?
Der Schachtmeister und der Budiker
Die werden immer dicker
Von unserm verdienten Lohn, o weh
Im Sönke-Nissen-Koog, o weh
Und kommt dann einst der Winter
Dann schreien Frauen und Kinder:
Wo hast du deinen Lohn, o weh
Vom Sönke-Nissen-Koog, o weh?
Den Lohn kann ich nicht geben
Und kostet mir mein Leben
Den Lohn hab ich versoffen, o weh
Im Sönke-Nissen-Koog, o weh
Und die Insassen der deutschen
Konzentrationslager haben uns nicht nur das Lied von den
Moorsoldaten hinterlassen (#25), sondern auch ein Lied aus dem
KZ Neuengamme:
Dicht bei Hamburg liegt ein Lager
Hinter Stacheldraht verbannt
Dreimal tausend deutsche Männer
Konzentrationäre sie genannt
Unser Banner ist der Spaten
"Teure Heimat" Feldgeschrei
Keine Träne, stets den Kopf hoch
Konzentrationär, auch du wirst frei
Nun denn, singt doch mal wieder ein
historisches Lied! Gelegenheiten gibt es genug, zum Beispiel
wenn man mal wieder auf einem Flughafen festsitzt.
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