„Lobhudeleien“
oder
„zur Sau gemacht“
Es schrieb zu:
Werner Hinze, „Dörrgemüse,
trocken Brot, Marmelade, Heldentod“.
Der Erste Weltkrieg im Spiegel seiner
Lieder
Liederbücher Bd. 5
144 S.; Format 165 x 240; kostet 19,50
€ (europäisches Ausland 24,00 €)
ISBN 978-3-936743-12-8 (ISSN 1611-034X) Best.
Nr. LB 005
Folker 06.14 (Okt.-Dez.
2014)
Liedersammlungen zum Thema Krieg sind
leider noch immer aktuell, in diesen Jahren, wo sich die beiden
Weltkriege jähren (hundert Jahre Ausbruch des Ersten,
siebzig Jahre Ende des Zweiten) besonders. Für alle
Gedenkveranstaltungen, für lebendigen
Geschichtsunterricht, öffentliches und
innerfamiliäres Erinnern und viele andere Anlässe ist
Hinzes gründlich recherchierte Sekundärquelle, die
sachlich und doch unterhaltsam bildet, dringend zu empfehlen,
insbesondere, um falscher Heldenverehrung entgegenzuwirken. In
seinem Vorwort schreibt Hinze:
„Vergangenheitsbewältigung ist wichtig, um daraus zu
lernen. Doch erinnern wir uns auch an unsere positiven
Traditionen, um daraus Visionen zu entwickeln." Die
positiven Traditionen stellt er klar heraus, ohne Polemik und
hoffentlich auch für Mitglieder von Krieger- und
Veteranenvereinen akzeptabel: Es ist die
Bewusstseinsentwicklung der Soldaten im Spiegel ihrer Lieder
von Kriegsjahr zu Kriegsjahr, von jubelnder Zustimmung bis zu
entschiedener Ablehnung, von freiwilligem Melden bis zur
Desertion, von Fanatismus zu Friedenssehnsucht, von
Militarismus zu Pazifismus. Hinze macht am Beispiel des Ersten
Weltkrieges die generelle Sinnlosigkeit des Krieges, die
Zerstörung menschlicher Grundwerte der Frontsoldaten und
das Erleben ihrer Angehörigen zu Hause, an der sogenannten
Heimatfront, bewusst und emotional nacherlebbar. Der
Kriegsalltag steht im Zentrum seiner Dokumentation: Sorgen und
Ängste, ihre Bewältigung und ihr Ausdruck im Lied.
Auf kriegsverherrlichende Lieder hat Hinze bis auf Ausnahmen
verzichtet. Diese wirken extrem kontrastierend und entlarven
staatliche wie kirchliche Propaganda und deren
Nutznießer.
Das weckt noch mehr Unverständnis
darüber, dass immer wieder „Ewiggestrige"
nachwachsen, die solche Lieder grölen, nach Revanche
gieren und damit Krieg schüren. Dörrgemüse
… geht durch Einbeziehung vieler kulturhistorischer und
soziologischer Aspekte weit über ein Liederbuch hinaus.
Ein wichtiges, empfehlenswertes Buch.
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